Home    Historie    Termine / Kontakt    Aktivitäten    Sonstiges    Impressum

Anhang
QUARTETT-VEREIN Köln-Longerich 1902 e. V.

 

Der folgende Bericht ist der
Apotheken-Umschau 01/08 entnommen

 

 

Die Kraft der Musik

Singen  Wer in einem Chor mitwirkt, kann anderen Freude bereiten - und tut auch seiner Gesundheit
               seiner Gesundheit was Gutes.

Wann haben Sie das letzte Mal gesungen? Unter dem Weihnachtsbaum mit der ganzen Familie?
Kürzlich bei, Duschen? Oder vor vielen Jahren als Schüler vor der ganzen Klasse? Und weil Sie
damals am liebsten im Erdboden versunken wären, haben Sie es freiwillig nie mehr getan. "Ich kann
nicht singen", lautet Ihre Standard-Entschuldigung schon dann, wenn es gilt, ein "Happy-Birthday" anzu-
stimmen.

Das wäre schade. Denn unbeschwert zu singen macht nicht nur Spaß. Wissenschaftler haben in den
vergangenen Jahren so viele positive Auswirkungen des Singens auf das soziale, psychische und
körperliche Wohlbefinden entdeckt, dass es Gesangunterricht eigentlich schon auf Kassenrezept
geben müsste. Der Kommunikations- und Musikpsychologe Thomas Biegl bespielsweise konnte in
einer Studie an der Universität Wien nachweisen, dass lustvolles Singen schon nach 20 bis 30 Minuten
Veränderungen an der hormonellen Steuerung auslöst: Die Produktion des Stresshormons Adrenalin
wird gedämpft, die von Noradrenalin erhöht, was dem Körper die Anpassung an Stress erleichtert. Im
Gehirn werden zudem vermehrt die Botenstoffe Dopamin und Serotonin ausgeschüttet, was eine
Steigerung des Wohlbefindens bewirkt.

Singen wirkt sich auch positiv auf die Abwehrkraft aus. In einer Studie an der Universität Frankfurt am Main
untersuchte der Musikwissenschaftler Dr. Gunter Kreutz, welchen Einfluss es auf bestimmte Immun-
werte hat. Er nahm Speichelproben von Personen nach einstündigem Chorsingen und verglich die Werte
mit denen einer Kontrollgruppe, die eine Stunde lang Musik nur angehört hatte. Die Sänger besaßen
mehr Immunglobulin A im Speichel - ein Antikörper, der Schleimhäute vor dem Eindringen von Krank-
heitserregern schützt. Nicht zuletzt geht singen mit einer vertieften Atmung einher und verbessert damit die Sauerstoffversorgung des Organismus.

Singende Kinder sind klüger

Kinder im Vorschulalter, die viel singen, sind psychisch und körperlich besser. Diesen Schluss ziehen die
Studienleiter Karl Adamek und Thomas Blank von der Universität Münster aus den Ergebnissen einer Studie
an knapp 500 Kindergartenkindern. Dabei erwies sich das "Vielsinger" an den Schultauglich-
keitstests in wesentlichen Bereichen besser abschnitten als Kinder, die wenig oder gar nicht sangen.
Der Vorsprung zeigte sich unter anderem in der Entwicklung von Sprache und sozialer Kompetenz:
Kinder, die in der Gemeinschaft singen, können sich in andere besser einfühlen, und sie geben und er-
leben Unterstützung.

Obwohl die meisten Kleinen zunächst gern und unbefangen singen, verstummen viele schnell, weil sie keine
entsprechenden Möglichkeiten bekommen. Ab und zu gemeinsam die Stimme zu erheben oder kleine Kinder
in den Schlaf zu singen: Solche früher einmal selbstverständlichen Freuden gibt es in den meisten Familien heute
kaum oder gar nicht mehr. Selbst Erzieherinnen und Grundschullehrern mangelt es häufig an Liedkenntnissen und
an einer Ausbildung um den Sprösslingen den Spaß am Singen zu vermitteln. Das hinterlässt sogar körperliche
Spuren. So entdeckte der HNO-Arzt und Stimmheilkundler Michael Fuchs von der Universitätsklinik Leipzig bei
manchen Kindern bereits verkümmerte Stimmbänder.

Die "Yehudi Menuhin Stiftung Deutschland" soll dieser auch kulturellen Verarmung entgegenwirken. Sie fördert die
Weiterbildung von Erziehern, Eltern und "Singpaten", die ehrenamtlich mit Kindern Lieder anstimmen, damit der
Nachwuchs das Singen wieder entdecken kann - als Fähigkeit, die jedem Menschen eigen ist.

Immerhin steigt unter Erwachsenen seit einigen Jahren die Lust am gemeinsamen Gesang. Zulauf finden nicht nur
die traditionellen, in Verbänden organisierten Laiengruppen wie Kirchen- und Konzertchöre, deren Zahl stetig
steigt - im Jahr 2006 gab es 48 500 solcher Zusammenschlüsse. Viele frönen ihrer Sangeslust in Chören außerhalb
dieser Verbände. "In Deutschland gibt es derzeit schätzungsweise 108 000 nicht organisierte Gesangsgruppen verschiedenster Art", sagt Dr. Astrid Reimers vom Institut für Musikalische Volkskunde der Universität Köln, die sich
mit der Chorkultur in Deutschland beschäftigt.

Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der Zeitschrift chrismon singen zwölf Prozent
der Deutschen in einem Chor. Im Auto, wenn niemand sie hören kann, trällern 43% zumindest gelegentlich vor sich hin.
Und seit im Fernsehen regelmäßig "Superstars" gesucht werden, verzeichnen Musikschulen eine wachsende Zahl
Anmeldungen von Jugendlichen.

Auch wenn nicht jeder das Zeug zum Star hat, es gibt kaum jemanden, der nicht singen kann. Zu 98% psychologische
Probleme vermutet Wolfgang Bossinger, wenn eine Person immer wieder den falschen Ton trifft. "Häufig resultiert
Falschsingen aus Stress und Leistungsdruck oder weil jemand früher negative Erfahrungen mit dem Vorsingen ge-
macht hat", sagt der Musiktherapeut. Oft würden Lieder auch in zu hohen Tonlagen angeboten, was untrainierte
Stimmen leicht abrutschen liese. Er erlebt, dass in entspannter Stimmung und bei richtiger Tonlage praktisch jeder
singen kann.

Wer gern in einer Gemeinschaft ein Lied anstimmen möchte, sollte sich von Ängsten nicht abhalten lassen. Ob Gospel,
Schlager, Jazz oder Klassik - Sängergemeinschaften gibt es für die unterschiedlichsten Interessen und Anforderungen:
Wer keine entsprechende Vorbildung hat, kann sich auch an Volkhochschulen und Musikschulen wenden. Oft orgeni-
sieren sie Chöre und Singgruppen, die sich für Anfänger sowie für Fortgeschrittene eigenen, und bieten Gesangs-
unterricht und Kurse an, die auf das Singen im Chor vorbereiten. Claudia Wanner vom Verband der deutschen Musik-
schulen beobachtet ein wachsendes Interesse am Musikmachen in der Altersgruppe der über 50-Jährigen. Sie sagt:
"Der Vorteil beim Singen ist, dass man auch als Anfänger gleich mit anderen gemeinsam musizieren kann."

Für Männer gibt es einen weiteren Grund, der Sangeslust zu frönen. Sie sind nicht nur begehrte Chormitglieder, welche
die oft unterbesetzten Tenor- und Bassstimmen verstärken. Singen, das haben verschiedene Studien herausgefunden,
macht sie auch für Frauen attraktiv.

 

Home    Historie    Termine / Kontakt    Aktivitäten    Sonstiges    Impressum